Als ihr Mann Ludwig 1930 starb, führte sie sein Geschäft weiter, was aber aufgrund der Zumutungen der Nationalsozialisten immer schwieriger wurde. 1938 wurde Familie Mayer enteignet. Zwei Jahre später gelang den Johanna mit ihrem Sohn Kurt die Flucht nach Luxemburg. Dort aber wurde sie nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen 1941 verhaftet und nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Johanna Mayer wurde ermordet; Ort und Zeit ihres Todes können aber nicht genau ermittelt werden.
Erna Amalia wurde am 31. Mai 1901 als älteste Tochter von Johanna und Ludwig Mayer geboren. Wie ihre Geschwister nahm sie regen Anteil an gemeinschaftlichen Veranstaltungen der jungen Menschen in Schifferstadt. Mehrere Fotos aus den Zwanziger Jahren zeigen sie in diesem Kreis bei Fastnachtsfeiern und Ausflügen des Pfälzer Waldvereins. Als ihr Vater starb, war sie schon erwachsen. Fünf Jahre später, am 19. August 1935 heiratete sie Julius Altstaetter aus Weinheim und wanderte mit ihm unmittelbar danach in die USA aus, um der Diskriminierung und Bedrohung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.
Kurt Mayer wurde am 19.12.1904 in Schifferstadt geboren. Er war schon seit seiner Jugend aktiver Sportler und Mitglied des Fußballvereins 13/23, dem er auch Sportbekleidung stiftete. Auch beschäftigte er sich gerne mit Stenographie, einer Disziplin, in der er mehrere Wettbewerbe gewann. 1938 wurde er enteignet, im folgenden Jahr zu Zwangsarbeit an der Speyerer Straße herangezogen. 1940 zog er mit seiner Mutter nach Luxemburg, wo er eine Frau aus der Gegend von Pirmasens heiratete. Kurt Meyer wurde 1941 nach Lodz/Litzmannstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
Alice, genannt Liese, war die zweite Tochter von Ludwig und Johanna Mayer. Sie wurde am 7. Februar 1909 in Schifferstadt geboren und besuchte die Höhere Töchterschule in Speyer, dann die Handelsschule in Mannheim. Alice half im Geschäft des Vaters und nahm rege am öffentlichen Leben der jungen Schifferstadter teil. Am 08.09.1938 heiratete sie Otto Strass aus Framersheim in Rheinhessen. Das Paar begab sich auf eine Schiffsreise, die es zum Wegzug aus Deutschland nutzen wollte. Lange war das Schiff im Atlantik unterwegs, bis die Passagiere endlich in Argentinien Aufnahme fanden.
Text zum Gedenken:
Mascha Kaléko: Heimweh, wonach?
Wenn ich „Heimweh“ sage, sag ich „Traum“.
Denn die alte Heimat gibt es kaum.
Wenn ich Heimweh sage, mein ich viel:
Was uns lange drückte im Exil.
Fremde sind wir nun im Heimatort.
Nur das „Weh“, es blieb.
Das „Heim“ ist fort.
Nach: Mascha Kaléko: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. und komm. von Jutta Rosenkranz, Bd. I: Werke. München 2012, S. 668